Als Online-Händler steht man oft vor der Herausforderung, den richtigen Zahlungsanbieter zu wählen. Die Entscheidung zwischen Giganten wie Stripe und PayPal kann dabei besonders knifflig sein, da beide auf den ersten Blick ähnliche Dienste anbieten. Doch bei genauerer Betrachtung zeigen sich deutliche Unterschiede in ihren Funktionen, Gebührenstrukturen und der Benutzerfreundlichkeit. Dieser Artikel beleuchtet die Vor- und Nachteile von Stripe und PayPal, um Ihnen eine fundierte Entscheidung zu ermöglichen.
Was sind Stripe und PayPal?
Sowohl Stripe als auch PayPal fungieren als **Payment Gateways**, also als Vermittler zwischen Händlern und den Finanzinstituten, die Zahlungen autorisieren und abwickeln. Sie ermöglichen es Unternehmen, Online-Zahlungen sicher zu empfangen. Während PayPal bereits 1998 gegründet wurde und eine lange Geschichte im E-Commerce hat, ist Stripe ein jüngerer Akteur, der 2011 auf den Markt kam und sich schnell als Favorit für Entwickler etabliert hat [1].
Marktanteile und Verbreitung
PayPal dominiert den Markt mit einem Anteil von etwa 64 %, während Stripe mit rund 20 % an zweiter Stelle liegt. Diese Zahlen verdeutlichen die weite Verbreitung von PayPal, insbesondere bei Endverbrauchern, die oft bereits ein PayPal-Konto besitzen. Stripe hingegen ist bei Unternehmen beliebt, die eine hohe Anpassungsfähigkeit und Entwicklerfreundlichkeit schätzen.
Transaktionskosten und Gebühren
Die Gebührenstruktur ist ein entscheidender Faktor bei der Wahl eines Zahlungsanbieters. Beide Anbieter erheben Gebühren pro Transaktion, die sich jedoch in bestimmten Szenarien unterscheiden.
Standardgebühren
Für Standardtransaktionen liegen die Gebühren von Stripe und PayPal oft eng beieinander. In der Regel berechnen beide etwa 2,9 % + 0,30 $ pro Transaktion. Es ist jedoch wichtig, das Kleingedruckte zu beachten, da zusätzliche Kosten anfallen können.
Mikro-Transaktionen
Bei Mikro-Transaktionen (Zahlungen unter 10 $) hat PayPal einen klaren Vorteil. PayPal berechnet hier in der Regel 5 % + 0,05 $ pro Transaktion, während Stripe bei 2,9 % + 0,30 $ bleibt. Das bedeutet, dass bei kleinen Beträgen die feste Gebühr von Stripe prozentual deutlich höher ins Gewicht fällt. Beispielsweise kostet eine 1 $-Transaktion bei PayPal 0,10 $, während sie bei Stripe 0,329 $ kostet [1].
Internationale Transaktionen
Bei internationalen Transaktionen zeigt sich ein Vorteil für Stripe. PayPal berechnet 4,4 % für Transaktionen, bei denen das Geld von außerhalb der USA stammt, selbst wenn der Kunde in den USA ansässig ist, aber eine internationale Karte verwendet. Stripe ist hier entgegenkommender und erhebt zusätzlich zur festen Gebühr von 0,30 $ nur 3,9 %.
Chargeback- und Mahngebühren
Rückbuchungen (Chargebacks) sind für Händler ärgerlich und kostspielig. Beide Anbieter erheben Gebühren für Rückbuchungen, handhaben diese aber unterschiedlich.
- PayPal: Erhebt eine Gebühr von bis zu 20 $ pro Rückbuchung. Diese Gebühr wird jedoch zurückerstattet, wenn der Fall zugunsten des Händlers entschieden wird [1].
- Stripe: Verfolgt einen geradlinigeren Ansatz mit einer kleineren, rückerstattbaren Gebühr von 15 $ pro Rückbuchung. Stripe bietet zudem fortschrittliche Betrugspräventionstools wie Stripe Radar, die helfen können, Rückbuchungen von vornherein zu vermeiden [1].
In dieser Kategorie hat Stripe aufgrund seiner Einfachheit und der effektiven Betrugsprävention die Nase vorn.
Rückerstattungsgebühren
Früher war PayPal im Vorteil, da es die ursprüngliche Bearbeitungsgebühr bei Rückerstattungen zurückerstattete. Dies ist seit Oktober 2019 jedoch nicht mehr der Fall. Sowohl PayPal als auch Stripe erstatten die ursprüngliche Bearbeitungsgebühr bei einer Rückerstattung nicht mehr zurück. Daher gibt es in dieser Kategorie keinen klaren Gewinner.
Globale Verfügbarkeit und unterstützte Währungen
Die geografische Reichweite und die Unterstützung verschiedener Währungen sind entscheidend für international agierende Unternehmen.
- PayPal: Ist in über 200 Ländern verfügbar und unterstützt 25 Währungen. Dies macht PayPal zu einer ausgezeichneten Wahl für Unternehmen, die eine breite globale Präsenz benötigen.
- Stripe: Ist in etwa 40 Ländern verfügbar, unterstützt aber über 135 Währungen. Für Unternehmen, die nicht in den unterstützten Ländern ansässig sind, bietet Stripe mit Stripe Atlas die Möglichkeit, ein US-Unternehmen zu gründen und Zahlungen zu empfangen. Obwohl Stripe weniger Länder abdeckt, ist die breite Währungsunterstützung ein großer Vorteil. Für Unternehmen, die nicht in den USA ansässig sind, aber Kunden weltweit bedienen, könnte die Möglichkeit, Zahlungen in vielen Währungen zu akzeptieren, wichtiger sein als die Anzahl der unterstützten Länder. Dennoch hat PayPal hier aufgrund seiner weitreichenderen Länderabdeckung einen leichten Vorsprung.
Kundenservice
Ein zuverlässiger Kundenservice ist unerlässlich, wenn Probleme auftreten. Hier hat Stripe in den letzten Jahren deutlich aufgeholt:
- Stripe: Bietet seit Juli 2018 24/7 Support per Telefon und Live-Chat an. Dies ist ein großer Vorteil, da viele Kunden Live-Chats als bevorzugte Support-Methode ansehen.
- PayPal: Bietet telefonischen Support, ein Community-Forum und E-Mail-Support an, jedoch keinen 24/7 Live-Chat. Die telefonischen Supportzeiten sind ebenfalls eingeschränkt.
Aufgrund des umfassenderen und jederzeit verfügbaren Supports ist Stripe in dieser Kategorie der klare Gewinner.
Unterstützung von Zahlungsplänen
Für hochpreisige Produkte oder Dienstleistungen können Zahlungspläne eine attraktive Option für Kunden sein.
- PayPal: Erleichtert die Einrichtung von Ratenzahlungsplänen mit umfangreicher Dokumentation und integrierten Funktionen .
- Stripe: Die Implementierung von Zahlungsplänen über Stripe erfordert einen komplizierteren Umweg über das Abonnement-System, was oft die Hilfe eines Entwicklers oder spezieller Plugins erfordert.
In Bezug auf die Benutzerfreundlichkeit bei der Einrichtung von Zahlungsplänen ist PayPal hier im Vorteil.
Akzeptierte Zahlungsmethoden
Die Vielfalt der akzeptierten Zahlungsmethoden kann die Konversionsrate beeinflussen.
- PayPal: Akzeptiert neben gängigen Kreditkarten auch PayPal-Guthaben und eChecks. Zudem bietet PayPal Credit, eine virtuelle Kreditlinie, die in den USA ansässigen PayPal-Kunden zur Verfügung steht, einen zusätzlichen Anreiz für Käufer.
- Stripe: Akzeptiert alle gängigen Debit- und Kreditkarten sowie eine Vielzahl von Wallets wie Alipay, Amex Express Checkout, Apple Pay, Google Pay, Microsoft Pay, Masterpass mit Mastercard, Visa Checkout und WeChat .Die Integration mit Visa Checkout und Masterpass ist besonders hervorzuheben, da diese zusammen einen Großteil des Kartenmarktes ausmachen [1].
Beide Anbieter bieten eine breite Palette an Zahlungsmethoden an. Die Entscheidung hängt hier stark von der Zielgruppe und den bevorzugten Zahlungsmethoden ab. Es ist ein Unentschieden, da beide starke Argumente haben.
Die Checkout Experience
Ein reibungsloser Checkout-Prozess ist entscheidend, um abgebrochene Einkäufe zu minimieren.
- Stripe: Bietet einen nahtlosen Checkout-Prozess, bei dem der Kunde die Kreditkartendaten direkt auf der Webseite des Händlers eingibt und sofort zur Bestätigungsseite weitergeleitet wird. Das Design und der Ablauf sind vollständig anpassbar.
- PayPal: Der Checkout-Prozess kann komplexer sein. Oft wird der Kunde auf eine externe PayPal-Seite oder in ein Pop-up-Fenster weitergeleitet, was zusätzliche Klicks und Ladezeiten verursachen kann. Dies kann zu höheren Abbruchraten führen, da Kunden ungeduldig sind und zusätzliche Schritte abschrecken.
Stripe gewinnt diese Kategorie aufgrund des direkteren und anpassbareren Checkout-Erlebnisses, das die Konversionsraten tendenziell erhöht.
E-Commerce und CRM Integration
Die Integration mit anderen Systemen wie E-Commerce-Plattformen und Customer Relationship Management (CRM)-Software ist für viele Unternehmen von großer Bedeutung.
Fazit: Wer ist der Sieger im Duell der Zahlungsanbieter?
- Stripe: Glänzt mit einer breiten Palette von Integrationen, sowohl für E-Commerce-Plattformen wie WooCommerce und Easy Digital Downloads als auch für CRM-Systeme wie HubSpot und Agile CRM. Die Entwicklerfreundlichkeit von Stripe ermöglicht zudem eine hohe Anpassbarkeit über APIs.
- PayPal: Bietet ebenfalls Integrationen für gängige E-Commerce-Plattformen, weist jedoch im Bereich der CRM-Integrationen einige Mängel auf .
Aufgrund der viel breiteren und flexibleren Integrationsmöglichkeiten ist Stripe hier der Gewinner.
Die Wahl zwischen Stripe und PayPal hängt stark von den individuellen Bedürfnissen und Prioritäten Ihres Unternehmens ab. Es gibt keinen universellen „besten“ Anbieter, sondern den, der am besten zu Ihrem Geschäftsmodell passt.
Wählen Sie PayPal, wenn:
- Sie viele Mikro-Transaktionen (unter 10 $) abwickeln.
- Zahlungspläne ein wichtiges Kriterium für Ihre Kunden sind.
- Ihre Kundenbasis stark international ist und Sie eine breite Länderabdeckung benötigen.
Wählen Sie Stripe, wenn:
- Sie Wert auf einen nahtlosen, anpassbaren Checkout-Prozess legen, um Konversionsraten zu optimieren.
- Sie fortschrittliche Betrugspräventionstools wie Stripe Radar nutzen möchten.
- Sie umfassenden 24/7 Kundenservice per Live-Chat und Telefon bevorzugen.
- Sie eine hohe Flexibilität bei Integrationen mit E-Commerce- und CRM-Systemen benötigen.
- Sie hauptsächlich Standard- oder internationale Transaktionen abwickeln.
Für die meisten E-Commerce-Shops, die Wert auf Anpassbarkeit, Entwicklerfreundlichkeit und ein optimiertes Checkout-Erlebnis legen, ist Stripe die erste Wahl. PayPal bleibt jedoch eine starke Option, insbesondere für kleinere Transaktionen und Unternehmen mit einem Fokus auf Zahlungspläne oder einer sehr breiten internationalen Kundenbasis, die in vielen Ländern ansässig ist.
Es ist auch zu bedenken, dass einige Unternehmen beide Anbieter parallel nutzen, um die Vorteile beider Welten zu kombinieren. Dies kann jedoch für kleinere Unternehmen zu zusätzlichem Verwaltungsaufwand führen und potenzielle volumenbasierte Rabatte mindern.
Letztendlich sollten Sie Ihre spezifischen Anforderungen sorgfältig analysieren und gegebenenfalls beide Optionen testen, um die beste Lösung für Ihr Unternehmen zu finden.
Autor: Manuela
Klasse geschrieben Manuela – weiter so!
Gruß
Petra